Der Ginkgo-Baum ist eine uralte Heilpflanze. Wir geben Tipps zu Anwendung, Dosis und Sicherheit.
Wobei Ginkgo helfen kann – und wobei nicht. Wir geben klare Praxis-Tipps zu Anwendung, Dosis und Sicherheit.
Viele Menschen greifen bei Vergesslichkeit, Konzentrationsproblemen oder Ohrgeräuschen zu Ginkgo (auch Ginkgo biloba genannt). Dabei wird oft übersehen: Ginkgo ist nicht gleich Ginkgo. Entscheidend sind die richtige Qualität und die passende Dosis. Und Ginkgo wirkt leider auch nicht bei allen Beschwerden, für die es üblicherweise eingenommen wird. Ein ehrlicher Wirktest nach acht bis zwölf Wochen ist deshalb ein Muss. Außerdem kann Ginkgo mit einigen anderen Medikamenten wechselwirken. Wir erklären, wann Ginkgo sinnvoll ist – und wann andere Strategien die bessere Wahl sind.
Wechselwirkungen ausschließen
Für eine persönliche Beratung kommen Sie gern zu uns in die staggenborg - apotheke im E-Center A23 in Elmshorn und bringen Sie am besten Ihren aktuellen Medikamentenplan mit. So können wir Wechselwirkungen ausschließen.
Ginkgo ist nicht gleich Ginkgo
Ginkgo-Arzneimittel enthalten sorgfältig hergestellte Extrakte aus Ginkgoblättern. Diese Extrakte sind auf bestimmte Wirkstoffe standardisiert, und unerwünschte Bestandteile werden streng begrenzt. Das sorgt dafür, dass jede Tablette eine verlässliche Zusammensetzung hat und die Wirkung zwischen Packungen vergleichbar bleibt.
Nahrungsergänzungsmittel oder Tees sind damit nicht zu vergleichen: Sie schwanken in der Zusammensetzung, unterliegen anderen Qualitätsregeln und besitzen für die hier diskutierten Anwendungsgebiete keine gesicherte Wirksamkeit. In der Praxis bedeutet das: Wer Ginkgo nutzen möchte, sollte zu einem zugelassenen Arzneimittel mit belegtem Spezialextrakt greifen. Am besten untersucht ist der Extrakt EGb 761; andere Extrakte sind nicht automatisch gleichwertig. Für die Wirksamkeit kommt es also weniger auf den Pflanzennamen als auf die Qualität und Standardisierung des genutzten Extrakts an.
Ginkgo fürs Gehirn
Bei leichter bis mittelgradiger Demenz – etwa bei Alzheimer- oder vaskulärer Demenz – geben die deutschen S3-Leitlinien eine vorsichtige, aber positive Empfehlung für Ginkgo in einer Tagesdosis von 240 mg eines standardisierten Spezialextrakts. In Studien zeigte sich bei einem Teil der Betroffenen eine messbare Verbesserung der geistigen Leistung und der Alltagsfähigkeiten. Das kann im täglichen Leben bedeuten, dass Dinge wie Anziehen, Einkaufen oder Termineplanen etwas leichter fallen und Verhaltenssymptome wie Antriebslosigkeit oder innere Unruhe weniger belasten.
Wichtig ist, realistische Erwartungen zu haben: Ginkgo stoppt die Erkrankung nicht und ersetzt keine Basismaßnahmen wie Bewegung, kognitives Training, soziale Aktivität und eine gute Versorgung von Begleiterkrankungen. Es kann aber für einige Betroffene und ihre Angehörigen spürbare Entlastung bringen.
Zur Vorbeugung von Gedächtnisproblemen bei gesunden Menschen ist Ginkgo hingegen nicht geeignet. Große Studien fanden keinen Nutzen zur Demenz-Prävention. Für die Vorsorge sind andere Dinge deutlich wirksamer: regelmäßige Bewegung, die Behandlung von Bluthochdruck, Diabetes und hohen Blutfetten, Nichtrauchen, eine ausgewogene Ernährung, gutes Hören und Sehen sowie soziale und geistige Aktivität.
Ginkgo bei Tinnitus
Beim chronischen Tinnitus ist die Studienlage klarer, aber leider ernüchternd: Ginkgo zeigt in guten Untersuchungen keinen verlässlichen Vorteil gegenüber Placebo. Deshalb empfehlen die deutschen Leitlinien Ginkgo bei Tinnitus nicht. Die Aussagen beruhen auf deutschen S3-Leitlinien zu Demenz und Tinnitus, auf Patienteninformationen des IQWiG sowie auf Fachinformationen zugelassener Ginkgo-Arzneimittel.
Wer Tinnitus hat, profitiert eher von Aufklärung und Beratung zum Umgang mit den Ohrgeräuschen, von einem Hörtest und – bei nachgewiesener Schwerhörigkeit – von Hörgeräten. Auch psychologische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie können helfen, die Belastung zu reduzieren
Akuttherapie
Ein akuter Tinnitus oder Hörsturz gehört möglichst zeitnah in HNO-ärztliche Behandlung. Häufig kommt dann eine Kortisontherapie in Betracht. Ginkgo spielt in dieser akuten Situation keine Hauptrolle und wird nicht als Standard empfohlen. Wichtig ist hier die schnelle Abklärung, damit keine Zeit verloren geht.
Anwendungshinweise: Qualität, Dosis und Dauer
Damit Ginkgo eine faire Chance hat, sollten einige Punkte stimmen:
- Produktauswahl: Entscheiden Sie sich für ein zugelassenes Arzneimittel mit standardisiertem Spezialextrakt und nicht für Tee oder Nahrungsergänzung.
- Dosis: Die beste Evidenz liegt bei 240 mg pro Tag; niedrigere Dosen zeigen deutlich seltener einen Effekt. Nehmen Sie das Präparat möglichst täglich zur gleichen Zeit ein, etwa morgens zum Frühstück oder abends zum Zubettgehen – wichtig ist die Regelmäßigkeit.
- Geduld: Die Wirkung baut sich über Wochen auf. Nach acht bis zwölf Wochen ist der richtige Zeitpunkt, gemeinsam mit Angehörigen und gern auch mit uns in der Apotheke zu prüfen, ob Sie im Alltag einen Unterschied bemerken. Wenn nicht, ist es vernünftig, das Präparat zu beenden und andere Maßnahmen zu priorisieren.
Sicherheit und Risiken bei der Anwendung von Ginkgo
Ginkgo gilt insgesamt als gut verträglich, kann aber Wechselwirkungen haben.
- Blutverdünnung/Blutungsrisiko: Vorsicht mit Gerinnungshemmern (z. B. Phenprocoumon/Warfarin, DOAKs wie Dabigatran) und Thrombozytenhemmern (z. B. ASS, Clopidogrel) sowie häufigen Schmerzmitteln (NSAR).
- Operationen: Ginkgo 3–4 Tage vorher pausieren (mit Arzt/Ärztin absprechen).
- Schwangerschaft/Stillzeit: Nicht anwenden.
- Epilepsie/Neigung zu Krampfanfällen: Nur nach ärztlicher Rücksprache.
- Weitere mögliche Wechselwirkungen: u. a. mit Nifedipin (Blutdruckmittel); bei bestimmten HIV-Therapien (Efavirenz) nicht empfohlen.
- Häufige Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden. Selten Allergien oder Blutungen. Bei Warnzeichen wie neuen Blutungen, ungewöhnlich großen blauen Flecken, pechschwarzem Stuhl oder Bluterbrechen sollte man die Einnahme sofort stoppen und ärztliche Hilfe suchen.
Kosten und Erstattung
In der Demenz-Indikation kann der Arzt oder die Ärztin Ginkgo-Arzneimittel zulasten der gesetzlichen Krankenkasse verordnen. Für Tinnitus oder zur Vorbeugung von Gedächtnisproblemen gibt es diese Erstattung nicht. Wenn Sie unsicher sind, welche Kosten auf Sie zukommen, sprechen Sie uns an – wir klären das gern im Einzelfall.
Ginkgo kurz & knapp
Bei leichten bis mittelgradigen Demenzen kann ein standardisierter Ginkgo-Arzneiextrakt in einer Tagesdosis von 240 mg messbare Vorteile bringen, vor allem im Alltag und bei bestimmten Verhaltenssymptomen. Das ist kein Wundermittel, aber für einen Teil der Betroffenen ein sinnvoller Baustein. Entscheidend sind die richtige Qualität, die korrekte Dosis und ein geordneter Wirktest nach acht bis zwölf Wochen; ohne spürbaren Nutzen sollte man die Einnahme beenden. Für das Gehör – insbesondere beim chronischen Tinnitus – ist Ginkgo hingegen nicht zu empfehlen, weil gute Studien keinen verlässlichen Effekt zeigen.
Unser Angebot in der staggenborg - apotheke im E-Center A23 : Wir wählen gemeinsam ein geeignetes Präparat, prüfen den Medikamentenplan auf Wechselwirkungen und planen den Wirktest. Bei Tinnitus schlagen wir Ihnen gern alternative Maßnahmen vor,
Häufige Fragen zur Anwendung von Ginkgo
Hilft Ginkgo bei Tinnitus?
Nach aktueller Studienlage und deutschen Leitlinien nein. Gegenüber Placebo zeigt sich kein verlässlicher Zusatznutzen, weshalb Ginkgo zur Tinnitus-Behandlung nicht empfohlen wird.
Welche Dosis ist sinnvoll, wenn Ginkgo bei Demenz eingesetzt wird?
Die beste Evidenz liegt für 240 mg pro Tag eines standardisierten Arznei-Spezialextrakts vor. Niedrigere Dosierungen wirken wahrscheinlich nicht ausreichend.
Wie lange sollte ich Ginkgo einnehmen, bis ich etwas merke?
Eine faire Probezeit sind acht bis zwölf Wochen. Nach ungefähr drei Monaten sollte gemeinsam geprüft werden, ob der Alltag spürbar leichter wird; nur dann lohnt sich das Fortführen.
Gibt es wichtige Wechselwirkungen oder Warnhinweise?
Ja. Besonders relevant sind Blutverdünner und Thrombozytenhemmer; auch vor Operationen ist eine Einnahmepause sinnvoll. In Schwangerschaft und Stillzeit sollte Ginkgo nicht genutzt werden.
Kann ich statt Tabletten auch Ginkgo-Tee oder ein Nahrungsergänzungsmittel nehmen?
Das ist keine gute Idee, weil Tee und Nahrungsergänzungen nicht mit den geprüften Arznei-Extrakten vergleichbar sind und ihre Wirksamkeit für diese Anwendungen nicht belegt ist.
Training fürs Gehirn
Bewegung an der frischen Luft und ausreichendes Trinken (am besten Wasser, ungesüßte Tees oder Saftschorlen) können die Gedächtnisleistung verbessern und die Konzentration fördern. Auch regelmäßiges Gehirnjogging hilft – zum Beispiel, indem Sie die Rätsel in unseren Apotheken-Magazinen lösen.
Verfasst und geprüft von der APOVENA Fachredaktion in Zusammenarbeit mit der staggenborg - apotheke im E-Center A23 in Elmshorn . Stand 10/2025. Dieser Artikel ersetzt keine Beratung in einer Arztpraxis oder Apotheke.
Für eine persönliche Beratung kommen Sie einfach bei uns in der staggenborg - apotheke im E-Center A23 in Elmshorn vorbei. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und helfen Ihnen gerne weiter.
Bildquellen
- apo_Ginko_AdobeStock_66654393: AdobeStock/lightpoet
Jan Henning Staggenborg,