Häufige Fehler beim Medikamente einnehmen
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Fast die Hälfte aller Patienten nimmt verordnete Medikamente nicht richtig ein. Sind es mehrere Präparate, erhöht sich zudem das Risiko für Wechselwirkungen. Wir sagen Ihnen, wie Sie Fehler vermeiden.

Ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland nimmt dauerhaft drei oder mehr Medikamente ein. Oft sind es sogar fünf Präparate oder mehr. Gerade bei einer solchen Polymedikation ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Medikamente werden dann vielleicht zum falschen Zeitpunkt eingenommen oder zeitnah mit Lebensmitteln, welche die Wirkung beeinflussen.

Hinzu kommt, dass Medikamente oft von verschiedenen Ärzten verschrieben werden, die häufig nicht die gesamte Medikation eines Patienten im Blick haben können, da die Patienten selten alle ihre Medikamente offenlegen. Dann steigt das Risiko für Wechselwirkungen. Laut Studien kommt es häufiger zu Krankenhausaufnahmen, wenn die Medikation nicht wie verordnet erfolgt.

Die häufigsten Fehler

Werden Medikamente nicht richtig eingenommen, kann die erfolgreiche Behandlung gefährdet sein oder es kommt im schlimmsten Fall zu bedrohlichen Wechselwirkungen. Die häufigsten Probleme entstehen durch:

  • Wechselwirkungen zwischen verordneten oder freiverkäuflichen Arzneimitteln
  • unregelmäßige Einnahme oder unsachgemäße Anwendung von Medikamenten
  • Einnahme oder Anwendung von Medikamenten zum falschen Zeitpunkt
  • Wechselwirkung mit Lebensmitteln
  • unsachgerechtes Teilen von Tabletten

An die Verordnung halten

Nicht immer ist eine falsche Einnahme oder die Anwendung von Medikamenten daran schuld, wenn die Behandlung nicht so wirkt wie gewünscht. Viele Patienten sehen auch nicht die Notwendigkeit für eine medikamentöse Therapie, weil sie vielleicht ihre Erkrankung nicht so ernst nehmen, der Wirkung der Arznei nicht trauen oder beim Blick in den Beipackzettel verunsichert sind. Manchmal wird ein Medikament auch eigenmächtig abgesetzt, wenn es Patienten wieder besser geht oder sie das Gefühl haben, es nicht zu vertragen. Das kann gefährliche Folgen haben. Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder mit uns in Ihrer Apotheke, wenn Sie mit Ihrer Medikation nicht zurechtkommen oder Bedenken haben.

Tipps für sichere Einnahme

Die korrekte Einnahme, die Dauer und die richtige Anwendung von Medikamenten ist wichtig für den Erfolg der Behandlung und um Nebenwirkungen zu vermeiden. Die folgenden Tipps helfen dabei:

Seit November 2020 schreibt jeder Arzt eine Dosierung auf das Rezept oder gibt Ihnen eine schriftliche Anweisung mit. Diese Einnahmehinweise schreiben wir Ihnen gerne auf die Medikamentenpackung. Wenn Sie mehrere Medikamente über längere Zeit einnehmen, bitten Sie in Ihrer Hausarztpraxis um einen Medikationsplan, in den alle Medikamente eingetragen werden, die Sie einnehmen oder als Spray oder Salbe anwenden. Nehmen Sie den Plan auch zu Fachärzten mit und lassen Sie ihn dort ergänzen. Tragen Sie selbst auch rezeptfreie Arzneimittel ein, zum Beispiel pflanzliche und Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine.
 
Kommen Sie mit Ihrem Plan zu uns in die Apotheke. Wenn Sie eine Kundenkarte haben, tragen wir alle Ihre Medikamente bei Ihnen ein. Dadurch fallen uns sofort Unstimmigkeiten auf, die wir dann persönlich mit Ihnen besprechen können. Wir unterstützen Sie gerne bei allen Fragen zu Ihren Medikamenten.
Nutzen Sie für den besseren Überblick einen Medikamentendosierer, in den Sie Ihre Tagesrationen für die ganze Woche abfüllen können. So kann Ihnen auch im Voraus jemand helfen, die Medikamente korrekt vorzusortieren. Diese Einnahmehilfen gibt es mit mehreren Fächern und Größen, beschriftet nach Wochentag oder in unterschiedlichen Farben. Feuchtigkeits- oder lichtempfindliche Wirkstoffe sollten allerdings nicht im Vorfeld aus dem Blister gedrückt werden. Fragen Sie bei uns in Ihrer Apotheke nach.
Halten Sie sich daran, wenn Sie Medikamente zu bestimmten Zeiten einnehmen sollen, zum Beispiel vor, während oder nach einer Mahlzeit. Schaffen Sie sich für die Einnahme eigene Routinen, zum Beispiel immer vor dem Zähneputzen oder abends zu den Fernsehnachrichten. Auch Erinnerungen per Mobiltelefon oder Merkzettel an der Kühlschranktür können an die Einnahme erinnern. Eine Medikamenten-App mit Erinnerungsfunktion ist besonders dann sinnvoll, wenn man täglich mehrmals an die Einnahme denken muss.  
Wenn Sie nicht ganz sicher sind, wie Sie ein Medikament anwenden sollen, und aus dem Beipackzettel nicht schlau werden oder ihn nicht gut lesen können, fragen Sie lieber noch einmal nach. Entweder in Ihrer Arztpraxis oder bei uns in Ihrer Apotheke. Kleingedruckte Beipackzettel drucken wir Ihnen gerne als PDF- Datei in großer Schrift aus. Scheuen Sie sich nicht, bei uns auch gerne mehrmals nachzufragen – Ihre Sicherheit geht vor. Wir helfen Ihnen zum Beispiel auch bei der Anwendung von Pens oder Asthmasprays weiter.
Manche Wirkstoffe können durch Lebensmittel ihre Wirkung verlieren. Zum Teil kann die Wirkung auch verstärkt werden. Zum Beispiel wirken manche Antibiotika schwächer oder nicht, wenn sie mit Milch eingenommen werden. Andere Wirkstoffe vertragen sich nicht mit Grapefruitsaft. Nehmen Sie deshalb Ihre Medikamente am besten immer mit Leitungswasser ein. Selbst Mineralwasser ist aufgrund der Kohlensäure oder der enthaltenen Mineralsalze nicht in allen Fällen geeignet.
Scheuen Sie sich nicht, in der Arztpraxis oder uns in Ihrer Apotheke anzusprechen, wenn Sie Bedenken haben, bestimmte Medikamente einzunehmen, wenn Sie Nebenwirkungen befürchten. Oft gibt es Alternativen zur Medikation. Erwähnen Sie auch, wenn Sie Probleme haben, Tabletten zu schlucken. Nicht alle Tabletten dürfen zerteilt werden, selbst wenn sie eine Kerbe haben. Auch hier helfen wir Ihnen gerne weiter.
Fragen Sie ruhig hin und wieder beim Arztbesuch nach, ob Sie noch alle verordneten Präparate brauchen. Aber setzen Sie nicht eigenmächtig Medikamente ab.

Sinnvolle Hilfsmittel

Manchmal liegt es einfach an einer schwer zu öffnenden Verpackung oder an steifen Fingern, wenn Medikamente nicht immer korrekt eingenommen werden. Praktische Helfer aus der Apotheke sind dann oft die Lösung:

  • Tablettenausdrücker, um Tabletten oder Kapseln leichter aus dem Blister zu drücken
  • Tablettenteiler
  • Verschlussöffner für Fläschchen
  • Dosierhilfen und Applikationshilfen für Augentropfen

Fragen Sie uns, wenn wir Ihnen helfen sollen, Siegel bei Primärverpackungen, kindersichere Schraubdeckel bei Tropfen oder Cremetuben zu öffnen oder Inhalatoren korrekt zusammenzusetzen. Wir helfen Ihnen gerne weiter.

Gut zu wissen

Manche Medikamente können die Haut sonnenempfindlicher machen. Dazu zählen einige Blutdrucksenker, Schmerzmittel oder Antibiotika. Sonnenbrand und andere Hautschäden sind mögliche Folgen. Fragen Sie im Zweifelsfall bei uns in Ihrer Apotheke nach. Ein guter Sonnenschutz ist gerade in Frühling und Sommer besonders wichtig. Die Mittagssonne sollte ganz gemieden werden.

Schlucktrick

Bei Problemen beim Tablettenschlucken hilft der Trick mit der Flasche: Die Tablette auf die Zunge legen, die Lippen dicht um eine flexible Plastikflasche mit nicht zu enger Öffnung schließen, einen kräftigen Schluck stilles Wasser einsaugen und mitsamt der Tablette schlucken. Ein Andickungspulver oder eine Schluckhilfe, bei der die Tablette mit einem gelartigen Film überzogen wird, kann ebenfalls weiterhelfen. Auch scharfe Kanten durch Teilen oder ein unangenehmer Geschmack können so überdeckt werden. 

Bildquellen

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Jan Henning Staggenborg,

Ihr Apotheker

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1) Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
2) Angabe nach der deutschen Arzneimitteltaxe Apothekenerstattungspreis (AEP). Der AEP ist keine unverbindliche Preisempfehlung der Hersteller. Der AEP ist ein von den Apotheken in Ansatz gebrachter Preis für rezeptfreie Arzneimittel. Er entspricht in der Höhe dem für Apotheken verbindlichen Abgabepreis, zu dem eine Apotheke in bestimmten Fällen (z.B. bei Kindern unter 12 Jahren) das Produkt mit der gesetzlichen Krankenversicherung abrechnet. Der AEP ist der allgemeine Erstattungspreis im Falle einer Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen, vor Abzug eines Zwangsrabattes (zur Zeit 5%) nach §130 Abs. 1 SGB V.
3) Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers (UVP).