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Die Rosskastanie hat heilende Wirkung. Am bekanntesten ist wohl ihr positiver Einfluss auf die Funktion der Venen. Auch bei Krampfadern kann Rosskastanienextrakt helfen.
Bei Kindern sind die Früchte der Rosskastanie als Bastelmaterial beliebt. Erwachsenen sind die Bäume mit der ausladenden Krone und den markanten Blättern eher als Schattenspender in Biergärten oder Parkanlagen bekannt.
Auch als Heilpflanze hat die Rosskastanie, botanisch „Aesculus hippocastanum“ genannt, eine lange Tradition. Denn ihre Samen enthalten Substanzen, die sich positiv auf die Gefäße auswirken und Entzündungen hemmen. Sie wird daher gerne bei leichter Venenschwäche, Krampfadern, Beinschwellungen, Wadenkrämpfen oder auch bei Hämorrhoiden angewendet – und zwar innerlich wie äußerlich.
Geschichte der Rosskastanie
Laut dem Deutschen Naturschutzbund (NABU) blickt die Rosskastanie, die 2005 zum Baum des Jahres gekürt wurde, auf eine überaus spannende Geschichte zurück: Ursprünglich war sie in ganz Europa verbreitet, zog sich in der letzten Eiszeit dann aber auf die Mittelgebirge Griechenlands, Mazedoniens und Albaniens zurück. Dort überlebte sie und kam erst vor rund 450 Jahren wieder nach Mitteleuropa.
Verbreitet wurde die Rosskastanie unter anderem durch die Osmanen. Sie hatten bei ihren Feldzügen Kastaniensamen im Gepäck – zum einen als Futter für ihre Pferde, zum anderen als Hustenmittel für die Tiere. Daher kommt auch der Name Pferde- beziehungsweise Rosskastanie.
Hierzulande wurden Rosskastanien später bevorzugt auf Bierkellern gepflanzt. Da sie nur flache Wurzeln bilden, störten sie die Kellergewölbe nicht. Zudem sorgten sie für Kühlung und zusätzliche Feuchtigkeit. Noch heute sind die stattlichen Bäume vielerorts mit der Kultur des Bierausschanks verbunden und spenden in Biergärten Schatten.
Übrigens: Mit der Esskastanie (Castanea sativa) ist die Rosskastanie nicht verwandt – trotz der optischen Ähnlichkeit, etwa bei den Früchten oder deren Schalen. Die Esskastanie gehört zur Familie der Buchengewächse (Fagaceae). Sie steht damit den Buchen und Eichen näher als der Rosskastanie. Für uns Menschen sind Maronen oder Keschde, wie die Früchte der Esskastanie auch genannt werden, außerdem bekömmlicher. Sie rufen anders als Rosskastanien keine Magenschmerzen oder Übelkeit hervor.
Heilkraft der Rosskastanie
Die Rosskastanie kann bis zu 35 Meter hoch und 300 Jahre alt werden. Die Blütezeit dauert von April bis Juni. Dann bildet der Baum aufrechte, kegelförmige Rispen aus, die weiß, rot und gelb gefleckt sind. Im September reifen die Früchte heran. Sie bringen bis zu drei Samen hervor, auch Kastanien genannt.
In den Samen befinden sich die besonders wirksamen Inhaltsstoffe der Rosskastanie. Sie enthalten ein komplex zusammengesetztes Gemisch von Saponinen. Dazu gehören zum Beispiel Triterpensaponine, die auch unter dem Namen Aescin bekannt sind. Untersuchungen im Labor haben gezeigt, dass Aescin nicht nur die Gefäßwände abdichtet und so verhindert, dass sich Wasser im Gewebe ansammelt, sondern auch entzündungshemmend wirkt.
Rosskastanie bei Venenschwäche
Pflanzliche Präparate mit Rosskastanienextrakt kommen daher vor allem bei der Behandlung einer chronisch venösen Insuffizienz (CVI) zum Einsatz. Sie können hier – ähnlich wie Präparate mit Rotem Weinlaub – die herkömmliche Therapie unterstützen und die Symptome lindern. Dazu gehören zum Beispiel:
- Schwellungen der Beine
- Krampfadern
- schwere, schmerzende und müde Beine
- Juckreiz
- Spannungsgefühl in den Waden
- Wadenkrämpfe
Präparate mit Rosskastanienextrakt gibt es zur äußerlichen Anwendung in Form von kühlenden Salben oder Gels. Sie sollten ein bis zwei Prozent Aescin enthalten und mehrmals täglich aufgetragen werden. Mittel zum Einreiben mit dem Extrakt aus Rosskastanie helfen zudem bei Sportverletzungen und Blutergüssen.
Auch Tabletten und Kapseln mit einem standardisierten Trockenextrakt zum Einnehmen sind bei uns in Ihrer Apotheke erhältlich. Sie haben sich vor allem bei der langfristigen Behandlung von Venenbeschwerden bewährt. Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern.
Weitere Anwendungsgebiete
Die Rinde der Rosskastanie ist reich an Gerbstoffen. Sie können bei Durchfall oder Verdauungsbeschwerden helfen. Zudem enthält die Rinde Aesculin. Dieser Stoff bindet ultraviolettes Licht und wird mitunter in Sonnenschutzmitteln verarbeitet.
Die Blätter haben ähnliche Inhaltsstoffe wie die Rinde und wurden früher unter anderem als Hustentee eingesetzt. Auch heute noch finden sie sich, ebenso wie die Blüten, in Arzneitees oder Präparaten gegen Venenleiden.
Venenleiden als Volkskrankheit
Nach Angaben der Deutschen Venen-Liga leidet jede fünfte Frau und jeder sechste Mann hierzulande unter einer chronischen Venenerkrankung. Unbehandelt kann sie gefährlich werden. Bei Verdacht auf eine Venenerkrankung ist deshalb eine ärztliche Abklärung wichtig. Mit dem Deutschen Venentag am 23. April 2022 will die Deutsche Venen-Liga über Risiken, Vorbeugungsmaßnahmen und Behandlungsmethoden von Besenreisern, Krampfadern, offenen Beinen und Co. informieren.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Grundsätzlich sind Präparate mit Rosskastanie gut verträglich und Nebenwirkungen eher selten. Manchmal treten Magenbeschwerden oder Übelkeit auf. Bei der Anwendung auf der Haut kann es zudem zu Juckreiz kommen.
Da Untersuchungen zur Unbedenklichkeit fehlen, sollten Präparate mit Rosskastanie während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach Rücksprache mit Arzt oder Ärztin angewendet werden. Auch Menschen, die gerinnungshemmende Mittel einnehmen müssen oder unter einer eingeschränkten Funktion von Herz und Nieren leiden, sollten vor der Einnahme unbedingt ärztlichen Rat einholen.
Viel trinken
Unsere Venen leisten Schwerstarbeit. Sie transportieren das sauerstoffarme Blut aus den Beinen zurück zum Herzen – und das gegen die Schwerkraft. Ein bisschen Unterstützung kann da nicht schaden. Wer viel trinkt, hält das Blut schön flüssig und macht den Venen die Arbeit leichter. 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßter Tee sollten es am Tag mindestens sein. Auch regelmäßige Bewegung wie Fahrradfahren, Nordic Walking, Laufen oder Schwimmen stärkt die Venen.
Bildquellen
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Jan Henning Staggenborg,