Bunte Mischung aus einzelnen Tabletten, Kapseln und Dragees
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Symbolbild

Was sind eigentlich die Unterschiede zwischen Tabletten, Kapseln und Dragees? Warum darf man manche Tabletten teilen, andere nicht? Wie Sie Medikamente einnehmen, damit sie ihre Wirkung richtig entfalten.

Medikamente zum Einnehmen gibt es in den unterschiedlichsten Formen: gepresst mit oder ohne Kerbe, als harte oder weiche Kapsel mit Flüssigkeit oder Granulat gefüllt … Erfahren Sie hier, was es mit den verschiedenen Darreichungsformen auf sich hat und was Sie bei der Einnahme unbedingt beachten sollten.

Tabletten sind feste Arzneiformen in Einzeldosierung, die einen oder mehrere Wirkstoffe enthalten. Für die Herstellung wird das Pulver oder Granulat aus dem eigentlichen Wirkstoff und verschiedenen Hilfsstoffen unter hohem Druck gepresst. Hilfsstoffe sind zum Beispiel Bindemittel, die der Tablette Festigkeit zu geben, oder Füllstoffe, wenn die Wirkstoffmenge sehr gering ist. Manche Tabletten sind mit einem Film überzogen, der den Wirkstoff vor Licht und Feuchtigkeit schützt. Überzogene Tabletten lassen sich außerdem leichter schlucken. Dragees werden Tabletten genannt, die mit einer Schicht aus Zucker überzogen sind. Die Zuckerschicht kann auch einen unangenehmen, oft bitteren Geschmack überdecken.
Manchmal ist bei der Medikation eine größere Menge an Wirkstoff erforderlich. Dann sind die Tabletten eventuell zu groß, um sie zu schlucken. Manche Wirkstoffe lassen sich dann als Kau- oder Lutschtablette verarbeiten, sodass die Tablette bereits im Mund zerkleinert wird. Das trifft zum Beispiel auf manche Kalziumpräparate zu, die Patienten mit Osteoporose einnehmen.
Manchen Tabletten werden nicht geschluckt, sondern unter der Zunge (lat. sublingual) oder in der Backentasche (lat. bucca) deponiert, bis sie sich aufgelöst haben. Diese Tabletten sollen auch nicht gelutscht oder zerkaut werden. Der Wirkstoff geht direkt über die Mundschleimhaut in den Blutkreislauf über. Dadurch setzt die Wirkung sehr schnell ein. Sublingualtabletten gibt es beispielsweise gegen Migräneattacken oder sehr starken Schmerzen. Sie können zudem sehr diskret überall eingenommen werden.
Retard-Tabletten werden geschluckt und geben den Wirkstoff auf ihrem Weg durch den Darm nicht auf einmal, sondern nach und nach, also verzögert (retardiert) ab. Damit wird ein gleich bleibender Wirkstoffspiegel im Körper erreicht. Retard-Tabletten enthalten oft auch Poren, aus denen der gelöste Wirkstoff langsam und gleichmäßig  entweicht. Die Hülle der Tabletten oder Teile davon wird wieder ausgeschieden. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern.

Zusätze wie Uno, Eins oder RR auf der Tablettenpackung bedeuten übrigens, dass die Tablette nur einmal täglich eingenommen werden muss. Retard-Tabletten sind oft sehr hart, können meist nicht geteilt werden und dürfen nicht zerbissen werden.
Manche Tabletten sollen sich erst im Dünndarm auflösen und sind deshalb mit einer Schicht überzogen, die im sauren Magensaft unlöslich ist. Das gilt zum Beispiel für Tabletten mit den Wirkstoffen Diclofenac oder Pantoprazol. Damit sie den Magen schnell passieren, sollten die Tabletten auf nüchternen Magen und mit reichlich Wasser geschluckt werden. Nüchtern bedeutet eine Stunde vor oder ab zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit. Ideal wäre die Einnahme morgens mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück.
Mit Brausetabletten lässt sich eine größere Wirkstoffmenge auf einmal zuführen. Wer Schwierigkeiten beim Schlucken von Tabletten hat oder wenig tagsüber trinkt, hat hier eine Alternative. Die Tabletten werden in Wasser aufgelöst und als Getränk eingenommen. Dadurch liegt der Wirkstoff schon gelöst vor. Schmerzstillende Wirkstoffe in Form von Brausetabletten wirken also schneller. Manche Brausetabletten enthalten zum Teil viel Natriumcarbonat, damit sie sprudeln. Wenn Sie eine natriumarme Diät einhalten müssen, sollten Sie beim Arzt oder bei uns in Ihrer Apotheke fragen, ob die Tabletten für Sie geeignet sind.

Tabletten teilen?

Manche Tabletten können geteilt oder zerkleinert werden, damit sie besser zu schlucken sind. Dabei hilft ein Tablettenteiler aus der Apotheke. Bei anderen Tabletten ist das nicht möglich, selbst wenn in der Tablette eine „Schmuck“-Kerbe enthalten sein sollte. Der Wirkstoff könnte sonst beeinträchtigt werden oder die Tabletten ergeben beim Teilen keine gleichgroßen Bruchteile. Zudem könnte beim Zerkleinern mancher Tabletten Staub frei werden, der nicht eingeatmet werden darf. Fragen Sie uns deshalb bei uns in Ihrer Apotheke nach, ob das Teilen bestimmter Tabletten möglich ist.

Eine weitere Arzneiform für die Einzeldosierung sind Hartkapseln, in denen der Wirkstoff in Form von Pulver, Pellets oder Granulat enthalten ist. Sie sind üblicherweise aus Gelatine hergestellt. Inzwischen gibt es Produkte aus pflanzlicher Cellulose, der auch für Vegetarier oder Veganer geeignet ist.

Sie haben Schwierigkeiten, Kapseln zu schlucken? Viele Hartkapseln lassen sich öffnen, um den Inhalt in Wasser, Apfelmus oder Joghurt einzurühren. Beachten Sie dazu in jedem Fall den Beipackzettel oder fragen Sie uns in Ihrer Apotheke.
Weichkapseln sind geschlossene Kapseln mit einer wirkstoffhaltigen Flüssigkeit im Inneren. Sie sind nicht immer weicher als Hartkapseln, werden jedoch so genannt, da ihre Hülle einen Weichmacher enthält. Sie werden in der Regel als Ganzes geschluckt.

Manche Tabletten lassen sich zudem „umformulieren“. Das heißt, wir schauen in Ihrer Apotheke nach einer anderen Darreichungsform, sodass der Wirkstoff statt in einer Tablette als Saft oder Tropfen eingenommen werden kann. Sprechen Sie uns gerne bei Problemen mit der Tabletteneinnahme an.

Schluckhilfen aus der Apotheke

In Ihrer Apotheke erhalten Sie spezielle Schluckhilfen, die Tabletten und Kapseln als gleitfähige Hülle umschließen. Sie erleichtern nicht nur das Schlucken, sondern überdecken auch einen eventuell unangenehmen Geschmack, ohne die Wirkung des Medikaments zu beeinträchtigen.

Schlucktrick

Wenn es mit der Einnahme der Tablette nicht so recht klappen will, kann auch dieser Trick helfen: Die Tablette und einen großen Schluck Wasser in den Mund nehmen, den Kopf nach vorn neigen, dabei das Kinn zur Brust ziehen und die Tablette herunterschlucken. Oder die Tablette ganz vorn an die Zunge legen und dann mit Wasser herunterschlucken.


Medikamente vor oder nach dem Essen einnehmen? Lesen Sie dazu unseren Beitrag.


Am besten mit Wasser

Nehmen Sie Tabletten oder Kapseln, die geschluckt werden müssen, möglichst mit stillem Wasser ein. Säfte, Milch, Kaffee, schwarzer Tee oder Cola könnten mit den Inhaltsstoffen reagieren und ihre Wirkung verändern.

Bildquellen

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Jan Henning Staggenborg,

Ihr Apotheker

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